Cres, das wie Krk und Lošinj in der Kvarner Bucht liegt, ist mit einer Fläche von über 400 km² die drittgrößte Insel Kroatiens. Trotzdem leben hier nur etwa 3500 Menschen. Früher lebten auf der Insel vor allem Bauern, aber im 18. Jahrhundert wanderten viele Landwirte aufs Festland ab. Die Wiesen und Gemüsegärten verwilderten, und die Natur eroberte die Insel zurück.
Naturliebhaber kommen hier voll auf ihre Kosten – wohin man auch schaut, es ist grün, und überall liegt der Duft von Kräutern in der Luft. Man sagt, dass allein auf der Insel Cres mehr Kräuter wachsen als in ganz England.
Dazu kommen beeindruckende Klippen, unzählige kleine Buchten und wunderschöne Strände. Im Norden der Insel befindet sich das geschützte Waldgebiet Tramuntana.
Aber Cres hat nicht nur Natur zu bieten. Auch Kulturinteressierte werden hier fündig: In Cres-Stadt, dem größten Ort der Insel, spürt man den venezianischen Einfluss. Und auch in Dörfern wie Beli, Lubenice oder Osor fühlt man sich wie in einer anderen Zeit.
Außerdem ist Cres für seine Schafe bekannt – und die begegnen dir hier wirklich überall. Weil die Schafe sich von den vielen Kräutern ernähren, schmecken die Schafskäse und Lammgerichte hier besonders köstlich.

Was tun?
Stadt Cres
Die meisten der 3500 Einwohner der Insel leben in der Stadt Cres. Im 15. Jahrhundert stand die Stadt unter venezianischer Herrschaft – und die Venezianer haben nicht nur ein Gewirr aus verwinkelten Gassen hinterlassen, sondern auch einige repräsentative Bauwerke.
Dazu gehört die Pfarrkirche Sv. Marija mit freistehendem Glockenturm, die romanische Kirche Sv. Sidar und das Franziskanerkloster aus dem 13. Jahrhundert.
Als ich an einem warmen Sonntagnachmittag im Hafen von Cres ankam, war es ruhig – vermutlich lagen alle am Strand.
Weil mir der Name Riva, eines der vielen Restaurants am Hafen, so schön mediterran klang, setzte ich mich dorthin und bestellte gegrillten Oktopus. Und ja – das Restaurant machte seinem Namen alle Ehre.
Später kam ich am Restaurant Belona vorbei, etwas abseits des Hafens gelegen, und hörte, dass hier viele Einheimische gerne essen. Für meinen nächsten Besuch weiß ich also schon, wo ich hingehe.

Valun
Versteckt in einer Bucht liegt der kleine Hafenort Valun. Viel mehr als einen Hafen, ein paar Häuser, einige Restaurants und eine Kirche gibt es hier nicht – und doch war ich auf den ersten Blick verliebt, als ich in dieses autofreie Dorf kam.
Die Atmosphäre ist friedlich und entspannt. Im malerischen Hafen sind die Fischer mit ihren Booten beschäftigt, und der frisch gefangene Fisch landet direkt in den Restaurants des Ortes.
Einen dieser Fische habe ich im Restaurant Na Moru gegessen, auf einer herrlichen Terrasse direkt am Wasser.
Dieses Restaurant, das von einem Bruder und einer Schwester geführt wird, hat meinen Fisch sogar direkt am Tisch filetiert – so frisch und lecker!
Valun hat übrigens auch einen kleinen Strand, den man vom Hafen aus sehen kann. Da das Dorf autofrei ist, musst du dein Auto auf dem großen Parkplatz abstellen, bevor du ins Dorf hineinfährst.

Osor
Heute leben hier nur noch 40 Menschen, aber früher, vor langer, langer Zeit, als Osor im Mittelalter die Hauptstadt von Cres war, müssen es deutlich mehr gewesen sein.
Osor war nämlich einer der wichtigsten Hafenstädte in der Kvarner Bucht. Deshalb findest du hier auch eine Kathedrale, mehrere Kirchen und die Überreste von zwei Klöstern.
Warum auch immer – dieser Ort hat für mich etwas ganz Besonderes. Es liegt vielleicht an der besonderen, positiven Energie, die man hier spürt.
Vielleicht liegt es auch daran, dass ich einige Zeit auf dem schönen, von Pinien umgebenen Campingplatz Bijar direkt am Meer übernachtet habe.
Oder vielleicht daran, dass ich mich gut mit Mirjana, der Besitzerin des Restaurants Mare in Osor, verstanden habe.
Mirjana war früher Kriegsreporterin für das kroatische Fernsehen. Vor 12 Jahren ist sie mit ihrem Mann in Osor gestrandet – der Wind war an diesem Tag zu stark, um weiterzusegeln.
Das war der Moment, in dem sie beschloss, ihren Job zu kündigen und in Osor ein Restaurant zu eröffnen.
In diesem Restaurant, das nach ihrer Mutter Mare benannt ist, wissen sie, was gutes Essen bedeutet – und ich kann es bestätigen, denn ich habe dort dreimal hervorragend gegessen.

Schafskäse und die besten Lammgerichte probieren
Von meiner „Freundin“ Mirjana, der Besitzerin des Restaurants Mare in Osor, bekam ich den Tipp, unbedingt in die Konoba Bukaleta in Loznati zu gehen – „Konoba“ bedeutet Restaurant.
Cres ist bekannt für sein leckeres Lammfleisch, und Mirjana meinte, dort wüssten sie wirklich, wie man damit umgeht.
Und ja – schon der Duft, der aus der Küche kam, ließ mein Herz höherschlagen.
Daniel, der das Restaurant gemeinsam mit seinem Bruder führt, nachdem die Eltern es etwas ruhiger angehen lassen, begrüßte mich herzlich.
Er erzählte mir, dass sie 300 Schafe haben, die frei in der Natur herumlaufen dürfen.
Dass das Lammfleisch so gut schmeckt, liegt laut ihm nicht nur am Können des Kochs, sondern auch daran, dass die Schafe hauptsächlich Kräuter fressen.
Obwohl die Eltern in Rente sind, schaut die Mutter noch oft vorbei, und der Vater kümmert sich immer noch um das rohe Fleisch.
Im Restaurant selbst gibt es übrigens eine beeindruckende Sammlung von Krügen und Karaffen – nicht überraschend, wenn man bedenkt, dass „Bukaleta“ Krug bedeutet.
Und nur hundert Meter entfernt befindet sich ihre kleine Käserei, in der sie ihren eigenen Käse herstellen.
Ich durfte nicht gehen, ohne von ihrem Käse und Lamm zu kosten – und das ließ ich mir natürlich nicht zweimal sagen.
Und ja, Mirjana hatte recht: So zart und aromatisch wie hier habe ich Lamm noch nie gegessen.

Lubenice
Die schmale Straße nach Lubenice, einem historischen Ort, der 380 Meter über dem Meer thront, ist eine kleine Herausforderung – man hofft bei jeder Kurve, dass einem kein Auto entgegenkommt.
Natürlich kam mir genau das an diesem Tag entgegen, aber zum Glück gibt es alle paar Meter Ausweichstellen, auf die man zurückfahren kann.
Als ich auf dem Parkplatz ankam, stellte ich fest: Ich war nicht die Einzige, die sich der Herausforderung gestellt hatte – auf dem Kirchplatz war ordentlich was los.
Früher, als Lubenice strategisch als römische Siedlung genutzt wurde, war es ein bedeutender Ort auf der Insel.
Heute kommen die Besucher vor allem wegen des atemberaubenden Ausblicks hierher.
Laut der Kellnerin im Café bei der Kirche gehört sie zu den 25 Einwohnern, die Lubenice zählt – zumindest im Sommer, denn in den Wintermonaten sind es kaum fünf.
Auch die Kellnerin zieht es im Winter nach Zagreb – sie findet es dann in Lubenice zu kalt, zu windig und zu einsam.
Neben dem Ausblick hat das Dorf noch zwei weitere Highlights: Im Sommer findet hier ein Festival für klassische Musik statt, und es gibt ein Schafmuseum, das viele Besucher anzieht.
Leider stand ich vor verschlossenen Türen, als ich dort ankam.
Beli
Genau wie Lubenice liegt auch Beli, im Nordosten der Insel, auf einem Hügel. Das alte Städtchen hat nur noch rund 40 Einwohner, aber ein paar historische Sehenswürdigkeiten gibt es trotzdem: zum Beispiel eine 2000 Jahre alte Brücke aus der Römerzeit.
Unten am Hügel findest du einen kleinen Hafen und einen Strand.
Die meisten Besucher kommen allerdings, weil Beli ein idealer Ausgangspunkt für Wanderungen und Radtouren durch den Tramuntana-Wald ist.
Außerdem gibt es hier ein Besucher- und Auffangzentrum für die Gänsegeier, die in dieser Region leben.
Tramuntana-Wald
Dieser 5500 Hektar große Wald ist voller jahrhundertealter Eichen- und Kastanienbäume – deshalb steht er unter Naturschutz.
Vor über 12.000 Jahren lebten hier übrigens Höhlenbären – das haben Forscher anhand der Bärenskelette herausgefunden, die in den Höhlen gefunden wurden.
Heute musst du hier zum Glück nicht mehr um dein Leben fürchten: Die einzigen wilden Tiere, die dir begegnen könnten, sind Hirsche, Kaninchen, Wildschweine und Schafe.
Im Wald gibt es drei Radwege und sieben Wanderwege – und außerdem sieben magische Labyrinthe.
Jedes Labyrinth ist einem anderen Naturheiligen gewidmet. Welcher Heilige dem Labyrinth, das ich gelaufen bin, zugeordnet war, konnte ich allerdings nicht herausfinden.
Du erreichst den Wald über Beli oder über Porozina.
Kurz bevor du den Wald bei Beli betrittst, kannst du im Pansion Tramontana etwas essen oder trinken und dir Informationen über die Wanderungen holen.
Übrigens organisieren sie dort auch Wanderungen zu den Berggipfeln der Insel.


Gänsegeier beobachten
Die Insel ist bekannt für ihre Gänsegeier. Diese seltenen Vögel, mit einer Flügelspannweite von bis zu 280 Zentimetern, leben gerne in felsigen und bergigen Gegenden.
Deshalb: Schau ab und zu mal nach oben – natürlich nur, wenn du gerade nicht am Steuer sitzt.
Mit etwas Glück entdeckst du einen dieser majestätischen Vögel am Himmel – und wenn du einen siehst, ist die Chance groß, dass es noch mehr sind, denn sie fliegen meistens in Gruppen.
Und ja, ich hatte tatsächlich Glück: Auf dem Weg nach Beli habe ich eine Gruppe Gänsegeier am Himmel entdeckt.
Vrana-See
Der 76 Meter tiefe Vrana-See, auf Kroatisch Vransko Jezero genannt, liegt mitten auf der Insel und ist ein wunderschöner Süßwassersee.
Zugegeben, davon gibt es viele – aber was diesen See so besonders macht, ist, dass der tiefste Punkt unter dem Meeresspiegel liegt, während der höchste Punkt darüber liegt.
Es gibt eine Legende, dass sich auf dem Grund des Sees die Überreste einer Burg befinden – aber ob das stimmt?
Bis heute hat kein Taucher sie gefunden.
Falls du selbst einen Tauchgang wagen möchtest: Leider muss ich dich enttäuschen.
Der See ist für Besucher gesperrt, da er als Wasserversorgung für die Insel dient.
Du kannst den Vrana-See also nur aus der Ferne betrachten – was gar nicht so einfach ist, denn die Aussichtspunkte sind so bewachsen, dass ich selbst nur einen kurzen Blick auf den See erhaschen konnte.
Strände

Sv. Ivan Strand bei Lubenice
Laut der deutschen Zeitung Bild ist dies einer der schönsten Strände der Welt. Ob das nicht etwas übertrieben ist, sei dahingestellt – aber wunderschön ist dieser Kieselstrand mit türkisfarbenem Wasser allemal.
Von Lubenice aus führt ein Weg hinunter, du kannst aber auch mit dem Boot dorthin gelangen.
Marašćica Strand bei Stivan
Von Stivan führt ein kleiner Weg zu diesem Strand an einem ruhigen Wasser.
Erwarte hier keine Jetskis oder eine Beachbar – aber wenn du Hunger hast, fahr einfach zurück nach Stivan.
Im Konoba Nonina kannst du gemütlich und lecker essen. Und alles, was du nicht aufessen kannst – wie bei mir – bekommst du eingepackt, um es mit nach Hause zu nehmen.
Denk daran: Hier solltest du Bargeld dabeihaben, denn laut den Einheimischen gibt es keinen Geldautomaten – das Signal reicht nicht.
Raca Strand bei Valun
Neben Valun liegt der Raca-Strand.
Weil das Wasser hier ruhig ist und langsam tiefer wird, ist dieser Kieselstrand vor allem bei Familien beliebt.
Es gibt ein paar Parkplätze direkt am Strand – und wenn diese belegt sind, kannst du dein Auto auf dem Parkplatz kurz vor Valun abstellen.
Mali Bok Strand bei Orlec
Dieser Strand an der Ostküste in der Nähe von Orlec liegt in einer Bucht, umgeben von steilen Felswänden.
Das Wasser wird hier schnell tief, und man muss schon etwas dafür tun, um hierher zu kommen: Der Abstieg dauert etwa eine halbe Stunde – über einen sicheren, aber ziemlich steilen Weg.
Aber es lohnt sich – zumindest sieht es von oben so aus.
Ganz ehrlich? Mir war der Weg nach unten – und vor allem wieder nach oben – an diesem Tag zu viel.
Und ja, das bereue ich jetzt.
Was gibt es sonst noch auf Cres zu tun?
- Bergsteigen: Auf Cres gibt es zwei Berge. Die Gorice ist mit 648 Metern der höchste Berg. Um den Sis zu erklimmen, musst du 10 Meter weniger in die Höhe – aber nicht nur der Höhenunterschied spricht dafür, den Sis zu wählen, sondern auch, dass der Sis Wanderwege hat und die Gorice nicht.
Das Pansion Tramontana in Beli organisiert Wanderungen zu den Gipfeln.
- Die Blaue Grotte: Diese Grotte befindet sich in der Bucht von Zanja, unterhalb von Lubenice, und ist 20 Meter lang. Das Besondere: Du schwimmst hinein und stehst dann plötzlich auf trockenem Boden mitten in der Höhle.
Du erreichst die Grotte per Boot, aber du kannst auch von Lubenice dorthin wandern.
- Wandern und Radfahren: Cres bietet viele Wander- und Radwege. Du kannst – wie bereits erwähnt – durch den Tramuntana-Wald wandern und radeln, den Sis-Berg erklimmen oder die schöne Wanderroute zwischen Stivan und Ustrine ausprobieren.
- Zipline: Bei Beli kannst du von 35 Metern Höhe mit der Zipline über die Insel bis hinunter zum Strand gleiten.
Die Highlights von Cres auf einen Blick
- Entdecken Sie Orte wie Cres, Lubenice, Beli, Valun und Osor
- Erkunden Sie den Tramuntana-Wald
- Beobachten Sie majestätische Gänsegeier in freier Wildbahn
- Erklimmen Sie den Gipfel des Sis
- Probieren Sie köstlichen Schafskäse und zarte Lammgerichte
- Baden und sonnen Sie sich in den vielen Buchten der Insel
Praktisch
Es gibt mehrere Wege, um nach Cres zu gelangen – allerdings führen diese ausschließlich über das Wasser. Sie erreichen die Insel also nur mit der Fähre.
Kommen Sie aus Istrien? Dann nehmen Sie die Fähre von Brestova nach Porozina auf Cres.
Reisen Sie von Krk an? Dann nutzen Sie die Fähre von Valbiska nach Merag auf Cres.
Informationen zu den Abfahrtszeiten finden Sie unter: www.jadrolinija.hr





